Leseprobe aus: Wildpferde - Die besten Jahre
Der Festakt zur feierlichen Verabschiedung der Abiturientia 1968 in der Aula des
Wesergymnasiums hatte seinen Höhepunkt überschritten. Die frischgebackenen Abiturientinnen und Abiturienten hatten Goethes Faust in Auszügen auf die Bühne gebracht. Schüler und Schülerinnen der
unteren Jahrgangsstufen waren für die gesangliche Umrahmung zuständig, und einige Laudatoren hatten die anwesenden Schüler, deren Eltern, Ehren- und andere Gäste mit ihren Vorträgen
„gelangweilt“.
In diesen Minuten überreichte der Schulleiter jedem einzelnen Abiturienten das Abiturzeugnis und ein Buchpräsent. Die Stimmung war sehr gut, um nicht zu sagen sogar euphorisch. Beifall und
Jubelschreie erfüllten die vollbesetzte Aula. Da vernahm Peter, wie durch einen rauschenden Schleier hindurch, seinen Namen.
„Und jetzt bitte ich Peter zu mir nach oben“, forderte der Rektor ihn auf und blickte in seine Richtung. Peters Vater, der stolz neben ihm saß, stieß ihn in die Seite und flüsterte:
„Du bist dran, mach schon, auf die Bühne!“
„Ich, auf die Bühne?“, stammelte Peter ungläubig, erhob sich jedoch automatisch, wie ferngesteuert. Aber was war das? Ein schweres Gewicht schien an seinem neuen Anzug befestigt zu sein. Es zog
ihn unweigerlich auf den Stuhl zurück.
„Peter, darf ich dich bitten?“, fragte der Rektor erneut und schien etwas ungeduldig zu werden.
„Natürlich!“, antwortete Peter etwas zu laut und lief rot an. Er überwand mit all seiner Kraft das an ihm zerrende Gewicht, drängelte sich unbeholfen durch die Sitzreihen und stolperte auf die
Bühne. Sein Auftritt löste Gelächter aus.
Als der Rektor ihm jedoch seine Glückwünsche ausgesprochen und das Zeugnis der Reife samt Buchgeschenk überreicht hatte, hielt Peter beides in die Höhe und strahlte in die Menge. Aus den
Augenwinkeln sah er seine stolzen Eltern, sprang jetzt ein wenig beschwingter von der Bühne und begab sich zurück zu seinem Sitzplatz. Überaus froh zeigte er seinen Eltern das Zeugnis und das
Buchpräsent wie zwei Trophäen. Nacheinander und in alphabetischer Reihenfolge ließen seine Klassenkameraden mehr oder weniger souverän die gleiche Prozedur über sich ergehen. Alle waren
letztendlich zufrieden und die Feier nahm ihren Lauf.
„Und somit haben alle Absolventen dieser überaus erfolgreichen Abiturientia im
hundertsten Jubiläumsjahr unserer Lehranstalt ihre Zeugnisse erhalten!“
Mit diesen Worten beendete der Rektor seine Laudatio. Georg hatte als letzter sein Zeugnis erhalten, und der Rektor verkündete noch:
„Ich entlasse euch mit frohem Herzen und gutem Gewissen in euren neuen Lebensabschnitt und weiß, dass ihr alle euren Weg gehen werdet. Erinnert euch immer gerne an eure Schule und eure Lehrer und
vertretet uns gut in der weiten Welt! Jetzt bitte ich die komplette Abiturientia 1968 noch einmal zu einem gemeinsamen Foto auf die Bühne!“
Nach einem wuseligen Hin-und-her gelang dem Fotografen endlich ein passendes Gruppenfoto, und alle wurden wieder auf ihre Plätze entlassen.
Der Rektor ergriff erneut das Wort:
„Zum Schluss bleibt mir nur noch die erfreuliche Aufgabe, auf einen kleinen Imbiss mit Umtrunk hinzuweisen, der an der hinteren Wand unserer Aula aufgebaut ist. Mein Dank gilt dem
Förderverein.“
Der Rektor verbeugte sich noch einmal und verließ dann die Bühne. Im Nu war das Buffet umlagert und Gelächter und Stimmengewirr erfüllte den großen Raum. Nach unendlichem Händeschütteln und
Schulterklopfen spürte Peter, wie Robert ihn am Ärmel zog und ihm zuraunte:
„Wir treffen uns in zehn Minuten bei den hinteren Toiletten. Ich habe schon allen Bescheid gesagt!“
„Okay“, raunte Peter zurück. Robert war ihr Klassensprecher und hatte anscheinend immer noch das Sagen. Aber was sollte es! Peter entschuldigte sich bei seinen Eltern und bahnte sich einen Weg
durch die Menge in Richtung hinteren Ausgang.
Bei den Toiletten waren schon alle Mitschülerinnen und Mitschüler versammelt, und Robert ergriff sofort das Wort.
„Liebe Freunde, das war´s also, wir gehen in alle Himmelsrichtungen auseinander. Aber bevor das Unvermeidliche geschieht, müssen wir unser Abitur noch einmal so richtig zusammen feiern.“
Zustimmendes Gemurmel unterbrach Robert. Aber nur kurz, dann fuhr er fort:
„Mein Vorschlag lautet also, dass wir uns morgen Nachmittag um vierzehn Uhr in unserem besten Zwirn auf dem Vorplatz der Schule treffen. Die Mädels dürfen sich ruhig einmal so richtig
aufbrezeln!“
Zustimmendes Gemurmel von allen Seiten.
„Als ob wir das nicht immer für euch getan hätten!“, warf Ilona ein.
„Schön und gut“, ignorierte Harald Ilonas Einwand und wollte wissen, „und was machen wir dann?“
„Lass mich ausreden!“, meinte Robert.
„Ich besorge vom Hausmeister einen Bollerwagen und alte, ausrangierte Schulbücher, und wir inszenieren einen Abschlussmarsch hinunter in die Stadt. Bis wir dort ankommen machen wir ein paar Mal
Station“, dabei zwinkerte Robert verschwörerisch mit den Augen, „und marschieren anschließend auf die Weserbrücke, unserer vorletzten Station.“
Peter fragte ungeduldig und etwas herausfordernd:
„Und dort legen wir dann eine Lesestunde ein und bringen die Bücher anschließend wieder zur Schule.“
„Peter“, konterte Robert, „du kennst mich doch. So einfallslos bin ich nun auch wieder nicht. Nein, wir setzen die Bücher nacheinander in Brand und werfen sie über das Brückengeländer“
Den Anderen standen die Münder offen.
„Abgefahren“, war zu hören, „das gab es noch nie. Das ist mal ganz was Neues!“
Lobend wurde Robert auf die Schultern geklopft, und der Vorschlag war einstimmig angenommen.
„Lasst mich noch eins sagen!“, erhob Peter erneut seine Stimme. „Bücherverbrennung gab es schon einmal, im Dritten Reich, das ist doch heute verpönt. Meinst du, wir können wirklich ...!“
Weiter kam Peter nicht, denn eine Stimme tönte von der Tür her:
„Hier sind Sie also alle. Kommen Sie doch bitte rein, wir wollen feiern!“
Ihr Klassenlehrer hatte sie aufgestöbert und komplimentierte sie zurück in die Aula.
Das war am nächsten Tag vielleicht eine illustre Gesellschaft, die sich da vor der Schule eingefunden hatte! Die Mädels hatten sich total aufgebrezelt, und die Jungen waren fast alle in schwarzen
Anzügen erschienen. Dazu trugen einige von ihnen echte Zylinderhüte. Man konnte fast den Eindruck gewinnen, dass es sich hier um eine Trauergesellschaft handelte. Na ja, ein wenig traurig war die
Abiturientia schon. Man würde schließlich in ein paar Wochen für immer auseinander gehen. Neun gemeinsame Schuljahre in Freud und auch in Leid waren dann Geschichte!
Aber zuerst wollten sie noch einmal so richtig gemeinsam feiern und Freude haben.
Die Marschformation gestaltete sich wie von selbst. Ihr Jahrgang bestand aus zehn
Mädchen und elf Jungen. Zehn Paare fanden sich, und Robert führte den Triumphzug mit dem Bollerwagen an, der mit Büchern und diversen alkoholischen Getränken beladen war. Und als Überraschung
thronte obenauf eine Strohpuppe mit einem Umhängeschild, auf dem „Lehrer“ geschrieben stand. Das hatte also Roberts Augenzwinkern gestern bedeutet!
Peter wollte sich gerade zu Robert an die Spitze des Zuges gesellen, als er von der Seite angesprochen wurde:
„Darf ich mich bei dir unterhaken?“ Und ohne eine Antwort abzuwarten, hatte sich Ilona bei ihm eingehängt.
„Ich weiß, dass du eine feste Freundin hast“, fuhr sie fort, „du musst mich ja auch nicht gleich heiraten!“
Peter spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss und wollte sich schon von Ilona lösen. Da bemerkte er, dass sich alle anderen schon zu Paaren gefunden und aufgestellt hatten und stotterte
entschuldigend: „Sch... schon gut, du hattest mich nur etwas erschreckt. Ich war gerade in Gedanken.“
„So, so, in Gedanken bei deiner Freundin?“, wollte Ilona wissen. „Sie wird dich schon nicht vermissen, und es ist auch nur für heute - versprochen!“
Peter wollte noch etwas erwidern, aber der Zug setzte sich schon in Bewegung in Richtung Stadt. Nach ein paar hundert Metern merkte Peter, dass es gar nicht so unangenehm war, Ilona an seiner
Seite zu haben. Sie hängte sich nicht an ihn und war auch keine übermäßige Plaudertasche. Sie unterhielten sich angenehm und tauschten Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit in der Schule aus. Sie
waren schließlich im letzten Schuljahr Tischnachbarn und hatten einige Erlebnisse gemeinsam bestanden.
Jetzt erscholl ein lauter Ruf von der Spitze des Zuges: „Gaudeamus!“
Das war das Zeichen, das Studentenlied „Gaudeamus igitur“ zu intonieren, und aus allen einundzwanzig Kehlen ertönte:
„:Gaudeamus igitur, iuvenes dum sumus:
post iucundam iuventutem,
post molestam senectutem,
:nos habebit humus!“:
„Lasst uns also fröhlich sein“ war fast so etwas wie ein Motto für die ausgelassene Gesellschaft. Auf ihrem Marsch in die Stadt wurde ihnen von Passanten freundlich zugewunken. Fenster und Türen
öffneten sich, und ein paar aufmunternde Rufe waren zu hören. So angestachelt und aufgeputscht erreichten die einundzwanzig Freunde den Kirchplatz, der anscheinend als erste Station auf dem Weg
zur Weserbrücke ausgesucht worden war.
Freudig erregt versammelten sich alle um Robert und den Bollerwagen.
„Her mit dem Stoff!“, war zu hören, und Robert verteilte die Flaschen.
Peter bemerkte, dass Ilona sich von seinem Arm lösen und eine Flasche Bier holen wollte. Er hielt sie fest und sagte wichtigtuerisch:
„Moment, junge Dame, das ist meine Aufgabe!“
„Hallo, du entwickelst dich noch zu einem echten Gentleman“, gab Ilona zurück
und blieb in seiner Nähe. Wieder wurde Peter rot, aber es tat so, als ob er es nicht bemerkt hätte und besorgte ihnen zwei Flaschen.
„Bäh, was ist das denn?“, tönte Harald laut.
„Das ist ja Alsterwasser, ich bin was Stärkeres gewohnt!“
Alle mussten lachen, stießen trotzdem frohgelaunt an und sangen lauthals:
„Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten, ...“ Das Studentenlied erfüllte den ganzen Kirchplatz, und sie fühlten sich wirklich wie echte Studenten oder jedenfalls für wichtige Glieder der
Gesellschaft.
„Jetzt lasst uns die Lehrer zu Grabe tragen!“, forderte Robert auf. Er setzte die Strohpuppe auf den Boden, etwas abseits vom Bollerwagen, und zündete sie an. Hell loderten die Flammen auf, und
die Abiturientia inszenierte einen etwas archaisch anmutenden Tanz drum herum. Zum Schluss standen einige noch etwas andächtig um die „Reste der Lehrer“ verteilt da. Dann wurden die restlichen
Flammen gelöscht und die Asche zurück in den Bollerwagen gekehrt.
Als alle ausgetanzt und ausgetrunken hatten, setzte sich der Zug wieder in Bewegung und verließ den Kirchplatz, marschierte die Lange Straße hinunter Richtung Sommerfelder Platz, ihrem zweiten
Haltepunkt.
Genau in der Mitte des Platzes scharrte sich die Gruppe erneut um den Bollerwagen, bediente sich bei den restlichen Getränken, das heißt, Peter bediente Ilona, und sie schmetterten wieder
lauthals Lieder. Dieses Mal waren dabei:
„Au claire de la lune, mon ami Pierrot“,...
und „It´s a long way to Tipperary, it´s a long way to go“,...!
Auf dem großen Platz bildete sich eine große Menschenmenge, und viele der Umstehenden fielen in den Gesang mit ein. Nach den Gesängen bildeten sich noch einige Gesprächsgruppen. Viele Hände
wurden geschüttelt und Glückwünsche ausgesprochen.
„So etwas Tolles hat es in unserer Stadt ja noch nie gegeben!“, meinte ein älterer
Herr. „Hochachtung, bei solchen Jugendlichen ist es mir um unsere Zukunft nicht bange!“
Solche und ähnliche Aussprüche ließen die Herzen der Abiturientinnen und Abiturienten höher schlagen. Dann hatten sie ja anscheinend alles mit ihrer Aufmerksamkeit erregenden Aktion richtig
gemacht!
Dieses Mal hakte Peter sich bei Ilona unter und reihte sich mit ihr in den Zug ein,
der nun die letzte Etappe in Angriff nahm. Ein paar der Passanten waren derart neugierig geworden, dass sie sich dem Zug anschlossen.
Auf dem Brink ließen alle noch ein lautes „Gaudeamus igitur“ erschallen, kamen an der Apotheke vorbei, überquerten beim Hotel die Straße und gelangten nach der Polizeiwache zur
Brückenauffahrt.
Die Brücke über die Weser überspannte den Fluss in einem großen Linksbogen und endete von hier aus gesehen am anderen Ufer in dem Ortsteil Uffeln. Aber so weit wollte die glückliche Abiturientia
heute nicht.
Sie ließen das alte Kassenhäuschen links liegen
und bewegten sich auf der rechten Seite voran, also oberstrom, um in die Mitte der Brücke zu gelangen. Dort angekommen parkte Robert den Bollerwagen direkt am Brückengeländer und wartete, bis sich
alle um ihn versammelt hatten.
„Liebe Freunde“, begann er eine emotionale Ansprache, „bis hierher haben wir es geschafft! Und ich meine nicht unseren Triumpfmarsch von unserer Lehranstalt oben auf dem Winterberg, die wir neun
lange Jahre besuchen durften, sondern unseren langen, zeitlichen Weg von der Sexta bis zur Oberprima. Leider haben uns einige Weggenossen verlassen müssen, andere sind dazu gestoßen. Und nun
stehen wir alle gemeinsam hier auf unserer Weserbrücke, die wir von unserer Schule aus immer im Blick hatten. Sie hat uns, mir jedenfalls, Halt und Zuversicht gegeben.“
„Hört, hört“, unterbrach Peter kurz Roberts Redefluss, und alle Freunde klatschten Beifall.
„Danke, Peter“, fuhr Robert gerührt fort, „ich weiß deine Meinung und deine Freundschaft auf ewig zu schätzen!“
Nachdem er sich wieder gefasst hatte, setzte er seine Ansprache fort. Die anwesenden Passanten lauschten ebenfalls gespannt.
„Hier nun, auf unserer symbolischen Brücke ins Leben, möchte ich eine Zäsur setzen, die wir nie vergessen werden. Wir lassen unser bisheriges Leben, also auch die Schule, hinter uns und
demonstrieren das mit der Verbrennung alter Schulbücher. Die Weser wird die Reste bis zur Nordsee tragen und dann in alle Welt verteilen - symbolisch für uns und unser Leben. Peter hatte mich
neulich darauf hingewiesen, dass eine Bücherverbrennung böse Erinnerungen wecken könnte. Damit er am eigenen Leib spürt, dass unsere Aktion hier jedoch eine ganz eigene, positive Absicht
verfolgt, bitte ich ihn, mit Harald und mir zusammen jetzt zur Tat zu schreiten und diesen symbolischen Akt zu vollziehen.“
Peter war etwas überrascht, ließ sich aber unter Zurufen und Beifall nicht lange bitten. Harald und er rissen Blätter aus den alten Schulbüchern, die im Bollerwagen lagen, hielten sie Robert hin,
der sie anzündete, und warfen sie in hohem Bogen in den Fluss. Noch mehr Beifall brandete auf, und Menschen überquerten die Fahrbahn, um zu beobachten, wie der aufkommende Wind die Brandfackeln
auf der anderen Seite der Brücke in die Fluten wehte. Auf der Brücke waren zu diesem Zeitpunkt zum Glück kaum Autos unterwegs, so dass es zu keinen Behinderungen kam.
„Ich verstehe eines nicht“, wandte Peter sich an Ilona, die ihm ein weiteres Buch reichte, „warum hat die Polizei sich noch nicht sehen lassen? Die Polizeistation ist doch keine dreihundert Meter
entfernt?“
Ilona meinte: „Ich kann mir das nur so erklären, dass die Beamten die besondere Bedeutung unserer Aktion erkannt haben. Weiter haben wir niemanden behindert oder geschädigt, und das bisschen
Umweltverschmutzung,...“
Damit hatte sie wohl Recht, und Peter zerriss weiter die Bücher.
Als endlich alle Bücher ihrer Bestimmung zugeführt worden waren, ergriff Robert erneut das Wort:
„Das war großartig!“, rief er euphorisch.
„Ich hoffe, ihr habt es genau so genossen wie ich und wir können zu unserem letzten Tagesordnungspunkt übergehen. Wir räumen hier auf und treffen uns in etwa einer Stunde in unserer Stammkneipe.
Ich weiß, dass Franz seine Bestände extra unseretwegen aufgestockt hat. Auf geht´s!“
Die Versammlung johlte und klatschte, bis allen die Hände schmerzten und löste sich vorerst einmal auf. Einige der Freunde, vor allem die Mädchen, wollten sich umziehen und frisch machen - warum
auch immer!
Das Treffen in ihrer Stammkneipe wurde zu einem großen Ereignis. Natürlich waren alle gekommen und erfüllten den gesamten Schankraum schon bald mit lautem Gesang, der nach einigen Bierchen mehr
und mehr in Gegröle überging.
Ein vollends geglückter Tag neigte sich dem Ende entgegen.
In der Zeitung des nächsten Tages schrieb der Reporter, den sie in ihrer Anspannung anscheinend nicht bemerkt hatten, von einem großen Ereignis in ihrer Stadt, das es in dieser Art bisher noch
nicht gegeben hatte. Er schrieb ausführlich von den Aktionen, nannte aber zum Glück keine Namen. Auch an den folgenden Tagen waren die Zeitungen voll von positiven Überschriften:
- „Pauker“ zu Grabe getragen und verbrannt!
- Glattes Abi zum 100jährigen, alle haben bestanden!
- Einer Puppe ging es an den Kragen!
- Alle bestanden die Reifeprüfung!
- In die Freiheit entlassen!
- Abschied ohne Tränen!
Es mangelte der Abiturientia 1968 also nicht an verdienter Aufmerksamkeit!
Irgendwie schafften es die einundzwanzig Freunde trotz all der ausgelassenen Zecherei und Grölerei, sich gegenseitig das große Versprechen abzuverlangen, sich irgendwann einmal wieder zu treffen - und sei es erst in fünfzig Jahren, im Jahre 2018!